Lennardt Loß

Die Taten des mutmaßlichen Serienmörders Kurt-Werner Wichmann wurden nun in einer neuen ARD-Doku beleuchtet. Der ehemalige Friedhofsgärtner aus Lüneburg soll nicht nur für fünf Morde in Norddeutschland verantwortlich sein. Es wird vermutet, dass er noch mehr Verbrechen begangen haben soll — auch im Großraum Karlsruhe.

Übrigens: Bei ungeklärten Mordfällen wendet sich die Polizei oft über die ZDF-Sendung Aktenzeichen XY auch an die Öffentlichkeit und sucht nach Hinweisen aus der Bevölkerung. So wie beim Mord in Sankt Leon-Rot oder beim bis heute ungeklärten Fall Maria Bögerl.

Wer war Kurt-Werner Wichmann?

Wenn man über Kurt Werner-Wichmann schreibt, muss man sehr oft die Wörter „mutmaßlich“ und „womöglich“ verwenden. Denn Wichmann wurde nie wegen Mordes verurteilt. Laut dem Stern nahm sich Wichmann 1993 in Untersuchungshaft das Leben — und gegen Tote wird in Deutschland nicht ermittelt.

Wie die Zeit schreibt, sei es allerdings sehr wahrscheinlich, dass Wichmann fünf Morde in Norddeutschland begangen habe:

  • 1989 soll er Birgit Meier ermordet haben.
  • Außerdem soll er für zwei Doppelmorde in einem Waldgebiet östlich von Lüneburg verantwortlich sein, die sich im gleichen Jahr ereignet haben und als sogenannten Göhrde-Morde bekannt geworden sind.

Worauf sich die Ermittler stützen: 2017 fand ein privates Ermittler-Team um Wolfgang Sielaff, dem Bruder von Birgit Meier und ehemaligen Leiter des Landeskriminalamts Hamburg, die Leiche von Meier auf Wichmanns Grundstück. Daraufhin wurden auch über 30 Jahre alte Spuren zu den Göhrde-Morde neu ausgewertet. Dabei fand man auf einem Autositz die DNA von Wichmann.

Kurt-Werner Wichmann: Morde im Großraum Karlsruhe?

Dass Kurt-Werner Wichmann für weitaus mehr Verbrechen verantwortlich sein könnte als bisher bekannt, wird schon länger vermutet. Bereits 2018 hat die Bild-Zeitung eine Liste mit ungeklärten Mordfällen aus dem Großraum Lüneburg veröffentlicht, die Wichmann begangen haben könnte. Und 2019 berichtet der Spiegel, dass die Lüneburger Polizei 200 Fälle überprüft, bei denen Wichmann als Täter infrage komme. Außerdem, so der Spiegel weiter, habe man auf dem Grundstück Wichmanns zahlreiche Gegenstände gefunden, die potenziellen Opfern gehören könnte. 

Doch Wichmann könnte nicht nur in Norddeutschland gemordet haben, sondern auch im Großraum Karlsruhe. Wie die Zeit 2016 berichtet hat, hat sich Wichmann von 1975 bis 1978 in Karlsruhe aufgehalten. In dieser "Zeit wurden um die Stadt herum mehrere Morde an Anhalterinnen verübt, die bis heute ungeklärt sind."

Dieser Verdacht wird nun befeuert. In der dreiteiligen Doku-Serie ARD Crime Time: Der Menschenjäger von 2024 wird unter anderem ein Fall besprochen, der sich 1980 im Großraum Karlsruhe ereignet haben soll.

Schon gewusst? Damit wäre Wichmann nicht der einzige Serienkiller, der in Baden-Württemberg Schlagzeilen gemacht hat.

Neue Erkenntnisse: Hat Kurt-Werner Wichmann im Großraum Karlsruhe Verbrechen begangen?

In der Doku-Serie ARD Crime Time: Der Menschenjäger erzählt eine Zeugin, wie sie 1980 als 16-jährige Schülerin im Landkreis Karlsruhe nach Ettlingen trampen wollte. "An diesem Abend", heißt es in der Doku-Serie, "trifft sie auf einen Mann, der bei ihr ein lebenslanges Trauma auslösen wird. 40 Jahre später hört sie den Podcast über den Göhrde-Mörder. Sie recherchiert im Internet und ist sicher, ihren Peiniger auf einen Foto wiederzukennen: Es ist Kurt Werner Wichmann."

Im weiteren Verlauf der Doku-Serie berichtet die Frau, wie Wichmann mit seinem Auto in einen Waldweg abgebogen sei. "In dem Moment wusste ich, das nimmt ein übles Ende."

Wichmann habe sie daraufhin aufgefordert, ihn oral zu befriedigen. "Ich habe ihn dann auch gefragt, ob ich jetzt gehen kann. Und dann sagt er: ‚Ne, das fängt jetzt erst alles an.‘"

Danach sei die Frau noch stundenlang in Wichmanns Gewalt gewesen. An vieles könne sie sich nicht mehr erinnern. Aber sie wisse noch, dass Wichmann sie geschlagen und gewürgt habe. "Aber als ich gesagt habe, dass kein Mensch so schlecht ist, dass Gott ihm das nicht vergeben könnte, hat er geantwortet: Ich wüsste nicht, was er schon für schreckliche Taten gemacht hätte."

Die Zeugin berichtet weiter, dass sie Wichmann ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt habe. "Ich wusste: Du musst dich jetzt so verhalten, um das zu überleben." Und tatsächlich habe sie Wichmann schließlich nach Hause gefahren.

Ob Kurt-Werner-Wichmann wirklich der Täter war: Darüber diskutieren nach der Zeugenaussagen der Frau verschiedene Experten in der Doku. Unter anderem: Die Journalistin Anne Kunze und der ehemaligen Chef des Hamburger Landeskriminalamtes Reinhard Chedor, der schon zum Privatermittler-Team um Wolfgang Sielaff gehört hat. 

Die Experten sind sich einig: Die Tat passt ins Profil von Wichmann. So hat Wichmann 10 Jahre zuvor eine andere Anhalterin auf die gleiche Art wie die Zeugin missbraucht. "Auch sie will er töten", schreibt die Badische Neuesten Nachrichten dazu, "lässt aber davon ab, als es dieser gelingt, mit ihm ins Gespräch zu kommen."

Kurt-Werner Wichmann: Gab es Komplizen?

Dass Kurt-Werner Wichmann nicht allein gehandelt hat, wird schon länger vermutet. Laut dem NDR geht die Polizei mittlerweile sogar davon aus, dass er bei einigen seiner Verbrechen einen Komplizen gehabt haben könnte. 

Übrigens: Es kommt immer wieder vor, dass Kriminalfälle aus Baden-Württemberg landesweit für Aufregung sorgen.